Die neue Schülerin
Als neue Schülerin am Gymansium hatte Eva keinen einfachen Start. Sie war eine scheues, unscheinbares Mädchen und hatte Mühe, mit anderen in Kontakt zu kommen. Zu häufig musste sie in ihrer Schulzeit schon die Schule wechseln. Ihre Eltern zogen mit ihr wegen ihrer beruflichen Verpflichtungen ständig um.
Damit sie das Gymnasium nicht unterbrechen musste, wurde beim letzten Umzug in der Familie die Entscheidung getroffen, dass Eva für die Zeit des Gymnasiums selbständig in einer kleinen Wohnung leben sollte um nicht schon wieder die Schule wechseln zu müssen. Ein erfolgreicher Abschluss sollte es schliesslich werden.
Sie wurde streng erzogen, gute Manieren und ein gepflegtes Äusseres wurden ihr von Kind an beigebracht. Allerdings wurde ihr auch immer beigebracht, höflich und zurückhaltend zu sein. Kurz: sie war inzwischen eine gut aussehende aber unscheinbare Junge Frau an einem neuen Gymansium und lebte zum ersten Mal alleine. Trotz Volljährigkeit war sie es sich nicht gewohnt, für sich selber verantwortlich zu sein.
Unsicher schaute sie sich in den ersten Tagen in Ihrer Klasse um. Sie galt schon früher als Streberin und so war sie es sich gewohnt, als Aussenseiterin behandelt zu werden. Zu gerne hätte Sie dazu gehört. Sie bewunderte ihre Klassenkameradinnen, welche attraktive Mädels waren, sich auch mal auffällig schminken durften oder irgendwelche coolen Klamotten tragen durften. Eva musste sich mit ihrer braven Kleidung und höchstens einem dezentem Makup begüngen. Hohe Schuhe hätten Ihre Eltern nicht toleriert. Insgeheim hoffte sie, daran etwas ändern zu können. Schliesslich lebte sie jetzt selbständig und musste selber für sich sorgen. Bisher wurde sie von Mama behütet und versorgt, so hatte sie Mühe, sich zu orientieren.
"Du bis neu hier" begrüsste sie in den ersten Tagen eine Stimme neben sich, als sie gerade in Richtung Klassenzimmer trottete. Sie drehte den Kopf und sah eine sehr gut aussehende Klassenkameradin neben sich. Überrascht und unsicher bejahte sie und vermutete, dass nun irgend ein Spruch über ihre Kleidung oder so ähnlich kommen würde - aber nichts dergleichen. "Wollen wir heute Nachmittag was unternehmen zusammen?" fragte die Unbekannte. "Äh ja, warum nicht" erwiederte Eva. "Ich bin Jana", sagte die junge Frau, "wir sind zusammen in der Klasse. Ich zeige Dir ein wenig die Stadt, Du bist ja neu hier".
Und so begann es. Jana nahm Eva unter ihre Fittiche. Sie zeigte ihr die coolsten Ecken der Stadt, die kleinen Cafés mit dem besten Matcha Latte und die versteckten Gassen mit Street Art, die sonst niemand kannte. Aber am besten gefiel Eva, wenn Jana sie zum Shoppen mitnahm. Jana hatte einen untrüglichen Blick für Mode und wusste genau, was Eva stand, selbst wenn Eva es selbst nicht wusste.
"Das hier!", rief Jana eines Samstagnachmittags in einer Boutique, die nach Lavendel und Leder roch. Sie hielt ein eher knappes Oberteil hoch. "Das ist genau dein Ding, Eva. Vertrau mir."
Eva war skeptisch. Ist das nicht etwas kurz? Sie trug sonst eher Blusen. Doch Jana überredete sie, es anzuprobieren. Und als Eva aus der Umkleidekabine trat und in den Spiegel blickte, musste sie zugeben: Jana hatte Recht. Das Oberteil passte perfekt und ließ ihre Augen strahlen.
"Siehst du!", triumphierte Jana. "Ich hab's doch gesagt. Und dazu passt perfekt dieser Rock hier." Sie reichte Eva einen karierten Minirock.
Gemeinsam probierten sie unzählige Kleider an, lachten über die schrägsten Kombinationen und bewunderten die, die perfekt saßen. Jana wählte für Eva eine himmelblaue Jeans mit weitem Bein, ein kurz geschnittenes schwarzes Top, das ihre Taille betonte, und ein Paar klobige Sneaker, die Eva normalerweise nie in Betracht gezogen hätte.
Mit jeder Tüte, die sie aus den Läden trugen, fühlte sich Eva ein kleines bisschen mehr zu Hause in dieser neuen Stadt. Es war nicht mehr nur eine Ansammlung von Gebäuden, sondern ein Ort, an dem sie langsam Wurzeln schlug, dank einer Freundin, die ihr nicht nur die coolsten Shops zeigte, sondern ihr auch half, ein neues Stück von sich selbst zu entdecken.
An einem weiteren Nachmittag lud Jana Eva zu sich ein. Sie lebte in einer Wohngemenischaft. Ihr Zimmer war ein kreatives Chaos aus Kleidern, Zeitschriften und bunten Kissen. „So, jetzt kommt der spaßige Teil!“, verkündete Jana mit einem Grinsen und zog einen großen Karton unter ihrem Bett hervor. „Meine Schatztruhe für besondere Anlässe.“
Eva schaute neugierig zu. Sie hatte noch nie so viele gewagte Kleidungsstücke auf einmal gesehen. Glitzernde Tops, ein Minikleid aus Kunstleder, eine Netzstrumpfhose – Dinge, die ihre Eltern ihr niemals erlaubt hätten zu tragen. Zuhause war ihre Garderobe eher praktisch und unauffällig gewesen. Ein Gefühl von Aufregung kribbelte in ihr. Es war, als würde sie eine Tür zu einer völlig neuen Welt aufstoßen.
„Probier mal das hier an!“, schlug Jana vor und reichte Eva ein knallrotes Top mit Carmen-Ausschnitt. Zögernd zog Eva es über. Es war eng, betonte ihre Schultern und war so ganz anders als alles, was sie besaß. Jana nickte anerkennend. „Steht dir! Total sexy!“ Eva musste kichern. Sexy? Das Wort hatte sie noch nie mit sich selbst in Verbindung gebracht.
Als Nächstes schlüpfte Eva in ein enges, schwarz-weiß gestreiftes Kleid, das kaum bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichte. Sie sah sich im Spiegel an und eine Mischung aus Verlegenheit und Faszination stieg in ihr auf. „Ich weiß nicht, ob ich mich das trauen würde“, murmelte sie. „Ach Quatsch!“, erwiderte Jana und zog schon das nächste Teil heraus – eine Jeans mit extremen Rissen. „Das ist alles nur für den Spaß. Und außerdem: Du siehst super aus!“
Nach einigen weiteren Anproben, bei denen Eva immer mutiger wurde und sogar einen kurzen, glitzernden Rock wagte, setzte sich Jana mit ihrem Schminkkoffer vor Eva. „Jetzt kommt das Finish!“, sagte sie und zwinkerte. Geschickt zupfte sie Janas Augenbrauen in Form, trug Lidschatten in schimmernden Farben auf und zog einen feinen Lidstrich. Natürlich durfte auch Mascara nicht fehlen und Jana verpasste ihr sogar noch ein paar künstliche Wimpern. Eva spürte, wie sich ihr Gesicht unter Janas Händen verwandelte. Ein Hauch von Rouge auf den Wangen, etwas Bronzer, um ihre Konturen zu betonen, und zum Schluss ein kräftiger, mattroter Lippenstift.
Als Jana fertig war, schaute Eva ungläubig in den Spiegel. War das wirklich sie? Ihr Blick war ausdrucksstärker, ihre Lippen voller. Sie sah… erwachsen aus. Und ein bisschen verwegen. „Wahnsinn“, flüsterte Eva. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so aussehen kann.“ Es war ein Gefühl der Freiheit und des Selbstbewusstseins, das sie noch nie zuvor erlebt hatte.
Am nächsten Morgen war Eva aufgeregt und nervös. Jana hatte sie überredet, einen der "gewagten" Looks, die sie gestern anprobiert hatten, für die Schule zu wählen. „Du siehst fantastisch aus, Eva!“, hatte Jana noch gesagt, als sie sich am Abend zuvor verabschiedeten. „Zeig ihnen einfach, wer du bist!“
Doch jetzt, wo sie vor ihrem Kleiderschrank stand, fühlte sich der himmelblaue, weit geschnittene Jeansrock mit dem kurz geschnittenen schwarzen Top und den klobigen Sneakern, die Jana für sie ausgesucht hatte, plötzlich sehr… gewagt an. Ihre alten, vertrauten Jeans und der weite Pulli sahen so einladend aus. Aber sie erinnerte sich an das Gefühl der Aufregung und Freiheit, das sie gestern bei Jana empfunden hatte. Sie wollte dieses Gefühl wieder haben.
Mit einem tiefen Atemzug zog Eva die neuen Sachen an. Sie war überrascht, wie wohl sie sich darin fühlte. Es war anders, ja, aber auch irgendwie richtig. Sie wagte einen Blick in den Spiegel. Das Make-up von gestern Abend war natürlich verschwunden, aber sie hatte sich heute Morgen selbst getraut, etwas Wimperntusche und einen Hauch des roten Lippenstifts aufzulegen. Ihre Augen glänzten.
Als sie Jana an der Bushaltestelle traf, strahlte diese. „Siehst du! Ich wusste, das steht dir! Du rockst das!“ Janas Begeisterung war ansteckend und Evas Nervosität legte sich ein wenig.
In der Schule spürte Eva die Blicke. Einige Schüler tuschelten, andere warfen ihr neugierige Blicke zu. Eva versuchte, so selbstbewusst wie möglich zu wirken, den Kopf hoch zu halten und die Schultern zurückzunehmen, genau wie Jana es ihr gezeigt hatte. Es war hart, das Selbstbewusstsein aufrechtzuerhalten, aber mit jedem Schritt, den sie machte, wuchs ein kleines bisschen Stolz in ihr. Sie war nicht mehr die "neue Eva", die sich versteckte. Sie war Eva, und sie traute sich, sie selbst zu sein – oder zumindest die Version von sich, die sie gerade erst entdeckte.
Am Abend vor dem nächsten Schultag saßen Eva und Jana wieder zusammen. „Heute legen wir noch einen drauf!“, verkündete Jana mit einem verschmitzten Lächeln und zog ein Paar schwarze, glänzende Stiefeletten mit einem beeindruckend hohen Absatz unter ihrem Bett hervor. „Die hier. Die sind perfekt für dich.“
Eva starrte die Schuhe an. Hohe Absätze? Das war eine ganz neue Liga. Sie hatte noch nie in ihrem Leben solche Schuhe getragen, geschweige denn darauf gelaufen. Ihr Magen zog sich zusammen. „Ich weiß nicht, Jana“, murmelte sie. „Die sind… sehr hoch. Ich glaube nicht, dass ich darauf laufen kann.“
Jana lachte. „Ach was! Das ist alles Übungssache. Komm, wir probieren es aus.“ Sie reichte Eva die Schuhe. Zögernd schlüpfte Eva hinein. Plötzlich war sie gefühlt zehn Zentimeter größer. Ihr Gang war wackelig, unsicher. Sie stolperte fast, als sie versuchte, ein paar Schritte durchs Zimmer zu machen. Jana stützte sie lachend. „Siehst du? Geht doch! Du musst nur ein bisschen Übung haben.“
Sie verbrachten die nächste Stunde damit, dass Eva auf den Absätzen übte, erst im Zimmer, dann vorsichtig auf dem Flur. Jana gab ihr Tipps: „Fersen zuerst, dann der Ballen. Und schau nach vorne, nicht auf deine Füße!“ Langsam, aber stetig, bekam Eva ein Gefühl für die Höhe. Es war immer noch ungewohnt, aber nicht mehr ganz so angsteinflößend. Jana wählte dazu einen engen schwarzen Bleistiftrock und eine locker sitzende, leicht transparente Bluse. „Das streckt dich und betont deine Beine“, erklärte Jana.
Am nächsten Morgen war Eva wieder unsicher, als sie zur Schule ging. Jeder Schritt auf den hohen Absätzen war eine bewusste Anstrengung. Sie konzentrierte sich darauf, nicht zu stolpern, die Balance zu halten. Doch als sie das Schulgebäude betrat, bemerkte sie die Blicke. Dieses Mal waren es nicht nur neugierige oder tuschelnde Blicke. Es waren Blicke des Staunens, der Bewunderung.
Einige Mitschüler, die sie zuvor kaum beachtet hatten, drehten sich nach ihr um. Sogar Herr Meier, ihr Mathelehrer, hob anerkennend die Augenbrauen, als sie an ihm vorbeiging. Eine Mitschülerin, die sie nur vom Sehen kannte, flüsterte ihrer Freundin zu: „Wow, hast du Eva gesehen? Die sieht super aus!“
Ein warmes Gefühl breitete sich in Evas Brust aus. Es war anstrengend, und ihre Füße taten ein wenig weh, aber das Gefühl, so viel positive Aufmerksamkeit zu bekommen, war berauschend. Sie spürte, wie ihr Selbstbewusstsein mit jedem bewundernden Blick wuchs. Jana hatte es wieder geschafft, sie aus ihrer Komfortzone zu locken – und ihr gezeigt, wie viel mehr in ihr steckte, als sie je für möglich gehalten hätte.
Janas Augen funkelten, als sie Eva am nächsten Tag in der Pause traf. „Eva, ich habe eine super Idee für unser nächstes Projekt!“, sprudelte es aus ihr heraus, noch bevor Eva überhaupt "Hallo" sagen konnte. „Wir machen dich zu der super-sexy Schülerin schlechthin. Stell dir vor, jeder wird sich nach dir umdrehen!“
Eva spürte, wie ihr Magen sich verkrampfte. Sexy Schülerin? Sie hatte sich gerade erst daran gewöhnt, die Blicke auf sich zu ziehen, und die hohen Schuhe vom Vortag taten ihren Füßen immer noch weh. „Jana, ich weiß nicht…“, begann Eva zögernd. „Das ist mir langsam zu viel.“
Jana schien Evas Bedenken kaum wahrzunehmen. Sie zog bereits ihr Handy hervor und zeigte Eva Bilder von Models in knappen Outfits, tiefen Ausschnitten und extrem kurzen Röcken. „Schau mal, so in der Art! Ich hab da schon ein paar Teile bei mir zu Hause, die dir perfekt stehen würden. Und wir können das Make-up noch dramatischer machen, mit Smokey Eyes und allem!“
„Jana, ich schätze wirklich, was du für mich tust“, sagte Eva leise, aber bestimmt. „Aber das ist nicht wirklich ich. Ich möchte nicht… so sein. Mir reicht es, dass ich jetzt mutiger bin und mich traue, anders auszusehen. Aber dieses ‚super-sexy‘ Ding, das bin ich nicht.“
Jana sah Eva überrascht an. Sie hatte damit gerechnet, dass Eva vielleicht irgendwann Widerstand leisten würde. Aber deswegen würde Jana ihren Plan nicht aufgeben. Im Gegenteil, er ging jetzt erst richtig los.
Die Falle schnappt zu
Jana war nicht so leicht von ihrem Plan abzubringen. Ein paar Tage nach Evas Einwand saßen sie in der Pause zusammen, und Jana strahlte sie mit ihren Überredungskünsten an. „Komm schon, Eva! Ein einziges Mal noch. Nur bei mir zu Hause. Wir machen es ganz ohne Druck, nur zum Spaß. Ich hab da dieses eine Oberteil, ich weiß, das würde an dir absolut umwerfend aussehen!“
Eva zögerte. Einerseits war sie immer noch etwas verstimmt über Janas Drängen, aber andererseits spürte sie auch eine seltsame Neugier. Jana war ihre erste richtige Freundin hier, und sie wollte die Freundschaft nicht aufs Spiel setzen. Außerdem war es ja nur bei Jana zu Hause, niemand würde es sehen. Ein letztes Mal, dachte sie. Nur um Jana glücklich zu machen.
„Na gut“, sagte Eva schließlich. „Aber wirklich nur zum Spaß. Und keine Schule damit, versprochen?“ Jana nickte eifrig, ihr Grinsen breitete sich aus. „Versprochen! Das wird super!“
Nach der Schule ging es direkt zu Jana. Ihr Zimmer war dieses Mal schon vorbereitet, eine kleine Auswahl an Kleidung lag auf dem Bett. Jana zog ein winziges, glitzerndes Top hervor, das fast nur aus Pailletten zu bestehen schien, und einen sehr kurzen schwarzen Rock. „Heute Abend gibt es kein Zurück mehr“, kicherte Jana. „Heute ziehen wir alle Register!“
Eva schluckte. Das war definitiv super-sexy. Aber sie hatte es versprochen. Sie schlüpfte in die Kleidung. Das Top war so eng, dass sie kaum atmen konnte, und der Rock reichte ihr gerade so über den Po. Als sie in den Spiegel sah, erkannte sie sich kaum wieder. Es war eine völlig andere Eva, eine, die sie nur aus Filmen oder Zeitschriften kannte. Eine aufregendeund gleichzeitig fremde Eva.
Jana machte sich derweil an Evas Haaren zu schaffen. Sie glättete sie akkurat und zog einen strengen Scheitel, bevor sie sie mit viel Haarspray fixierte. „Das gibt dir einen kantigeren Look“, erklärte sie. Dann kam das Make-up. Jana holte ihre größte Palette hervor. Dunkle, rauchige Lidschatten wurden um Evas Augen herum aufgetragen, ein dicker Lidstrich, der weit über den äußeren Augenwinkel hinausragte, und künstliche Wimpern, die Evas Augen noch dramatischer wirken ließen. Ihre Augenbrauen wurden stark nachgezogen, und ihre Lippen bekamen einen tiefroten, glänzenden Anstrich.
Als Jana fertig war, schob sie Eva vor den Spiegel. „Ta-daaa!“, rief sie triumphierend. Eva sah sich an. Sie war verwandelt. Eine Frau blickte ihr entgegen, die sie in den letzten Wochen erst zaghaft kennengelernt hatte, jetzt aber in voller, gewagter Pracht vor ihr stand. Es war überwältigend. Sie sah gut aus, das musste sie zugeben. Und sie spürte die Macht dieses Looks, die Aufmerksamkeit, die er unweigerlich auf sich ziehen würde. Doch gleichzeitig war da auch ein Gefühl der Unsicherheit. War das wirklich noch sie?
Jana strahlte Eva an, als sie ihr das Ergebnis der Verwandlung im Spiegel präsentierte. Eva war zwar noch unsicher, doch in diesem Moment klingelte es an der Tür. Jana zuckte schelmisch mit den Augenbrauen. „Ach, das muss Max sein! Ich hab ihn gebeten, vorbeizukommen und uns ein bisschen Gesellschaft zu leisten.“
Evas Augen weiteten sich. Max? Jetzt? In diesem Aufzug? Eine Welle der Scham überrollte sie. Sie hatte sich bereit erklärt, den Look für Jana und den Spaß zu Hause auszuprobieren, aber nicht, um von einem gut aussehenden Jungen so gesehen zu werden! Ihr Gesicht wurde rot, und sie versuchte instinktiv, ihre Arme vor ihrem Bauch zu verschränken, um das knappe Oberteil zu verdecken.
Doch Jana war schon zur Tür geeilt. „Hey, Max! Komm rein!“
Ein Moment später stand Max im Wohnzimmer. Er war groß, hatte braune Locken und ein freundliches Lächeln. Seine Augen fielen sofort auf Eva, und ein Ausdruck des Staunens breitete sich auf seinem Gesicht aus. Evas Wangen glühten. Sie fühlte sich nackt und ausgestellt, am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Sie erwartete einen amüsierten, vielleicht sogar belustigten Blick, doch Max’ Augen leuchteten.
„Wow, Eva“, sagte er leise, seine Stimme voller Bewunderung. „Du siehst… fantastisch aus.“
Eva war völlig perplex. Fantastisch? Sie hatte erwartet, dass er lachen oder zumindest verlegen wegschauen würde. Stattdessen schien er tatsächlich beeindruckt zu sein. Jana, die den Moment geschickt nutzte, tätschelte Max auf die Schulter. „Na, dann lasse ich euch mal alleine. Ich muss noch schnell was erledigen.“ Und ehe Eva protestieren konnte, war Jana schon aus dem Raum verschweunden und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
Eva und Max standen sich nun im Wohnzimmer gegenüber. Eine unangenehme Stille breitete sich aus, nur unterbrochen vom leisen Klopfen von Evas Herzen. Sie war immer noch verlegen, aber Max’ aufrichtige Bewunderung hatte etwas in ihr gelöst. Er hatte sie schon vorher gemocht, das wusste sie aus Gesprächen mit Jana. Aber jetzt, in diesem Outfit, fühlte sie sich noch unsicherer, wie er reagieren würde.
Max brach die Stille. „Ehrlich, Eva, das sieht wirklich toll aus an dir. Jana hat da einen guten Job gemacht.“ Er lächelte ihr zu, ein warmes, echtes Lächeln. „Aber du sahst auch vorher schon toll aus, weißt du? Ich finde deinen Stil, wie du dich verändert hast, echt cool.“
Evas Scham wich langsam einer leisen Erleichterung. Er fand sie toll, so wie sie war – und auch in diesem gewagten Outfit. „Danke“, murmelte sie und wagte es, ihm direkt in die Augen zu sehen. „Ich… ich bin es nicht gewohnt, so etwas zu tragen. Jana hat mich überredet.“
Max nickte verständnisvoll. „Ich kann mir vorstellen, dass das eine Umstellung ist. Aber es steht dir. Es zeigt, wie vielseitig du bist.“ Er setzte sich auf das Sofa und klopfte neben sich. „Komm, setz dich doch. Erzähl mal, wie war der Umzug für dich? Jana hat erzählt, du bist noch nicht so lange hier.“
Eva setzte sich zögernd neben ihn. Die anfängliche Beklemmung wich langsam einer wachsenden Neugierde. Max schien wirklich nett zu sein, und er sprach mit ihr, als wäre das hier völlig normal. Er bewertete sie nicht. Und so begann Eva zu erzählen, von ihrer alten Stadt, den Unterschieden zur neuen Umgebung und wie Jana ihr geholfen hatte, sich einzuleben. Max hörte aufmerksam zu, stellte Fragen und lachte an den richtigen Stellen. Die anfängliche Peinlichkeit des Outfits verblasste langsam im Hintergrund, während Eva sich ganz auf das Gespräch mit Max konzentrierte.
Das Gespräch zwischen Eva und Max wurde immer lockerer. Die anfängliche Verlegenheit wich einer angenehmen Vertrautheit. Max stellte interessierte Fragen zu Evas Hobbys und ihren Plänen, und Eva merkte, wie leicht es ihr fiel, mit ihm zu reden. Er lachte über ihre Witze und schien wirklich zuzuhören. Eva fand ihn nicht nur nett, sondern auch zunehmend attraktiv. Seine braunen Locken, sein offenes Lächeln – und vor allem die Art, wie er sie ansah, nicht nur das Outfit, sondern sie als Person.
Die Zeit schien zu verfliegen. Sie sprachen über Musik, ihre Lieblingsfilme und die Eigenheiten ihrer Lehrer. Eva vergaß fast, was sie trug, so vertieft war sie in das Gespräch. Sie beugte sich vor, um etwas zu erzählen, und Max tat es ihr gleich. Ihre Blicke trafen sich, und ein unerklärliches Prickeln breitete sich in Evas Brust aus. Die Welt um sie herum schien stillzustehen.
Max' Blick wanderte von ihren Augen zu ihren Lippen. Er beugte sich langsam vor, und Eva tat es ihm gleich, ihr Herz pochte bis zum Hals. Sanft legte er eine Hand an ihre Wange. Dann schlossen sich ihre Lippen zu einem Kuss. Es war ein zarter, vorsichtiger Kuss, der sich dann vertiefte. Eva spürte ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, das sie seit ihrer Ankunft in der neuen Stadt nicht mehr gekannt hatte. In diesem Moment fühlte sich alles richtig an. Sie hatte noch nie zuvor so einen Jungen geküsst und sie spürte ein Erregung, wie sie ihr bisher unbekannt war. Zwischen ihren Beinen begann es zu kribbeln und sie fühlt, dass sie feucht wurde.
Gerade als sich Eva ganz in den Kuss fallen ließ, hörte sie ein Geräusch. Ein leises Klicken. Sie schreckte zusammen und löste sich von Max.
An der Tür stand Jana. Sie hielt ihr Handy hoch, das Blitzlicht flackerte noch. Ein breites Grinsen lag auf ihrem Gesicht. „Jaaa! Ich wusste es!“, rief Jana triumphierend. „Hab’s im Kasten! Das Beweisfoto!“
Eva wurde knallrot. Max, der sich schnell von dem anfänglichen Schreck erholt hatte, lächelte Jana und ihr Handy entgegen. Er schien sich an dem "Beweisfoto" überhaupt nicht zu stören. Im Gegenteil, seine Augen blitzten schelmisch. „Coole Idee, Jana!“, rief er und sah Eva an. „Sollen wir noch ein paar machen? Für mein Fotoalbum?“
Evas Augen weiteten sich. Jetzt auch noch mehr Fotos? Der Kuss war eine Sache gewesen, aber das hier? Eine kalte Welle der Panik erfasste sie. Ihr größtes Problem war nicht die Kamera an sich, sondern die Angst vor ihren strengen Eltern. Die Vorstellung, dass ein solches Bild – Eva in diesem gewagten Outfit und dann auch noch küssend – in die Hände ihrer Eltern gelangen könnte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Das wäre eine Katastrophe, ein regelrechtes Familiendrama!
„Nein! Auf keinen Fall!“, stieß Eva hervor, ihre Stimme war scharf. Sie schüttelte heftig den Kopf. „Jana, bitte! Du weißt, wie meine Eltern sind. Wenn die das sehen, bin ich erledigt! Das Foto muss weg!“
„Okay, okay, beruhig dich, Eva“, sagte Jana beschwichtigend und steckte ihr Handy weg. „Keine Panik. Ich verstehe das. Wie wäre es mit einem Deal?“
Eva sah sie misstrauisch an. „Was für ein Deal?“
Jana lächelte wieder, denn ihr Plan konnte in die nächste Phase gehen. „Das Foto bleibt unter Verschluss. Niemand außer mir wird es jemals sehen, versprochen. Es ist unser kleines Geheimnis.“ Sie hielt Eva die Hand entgegen. „Dafür…“, fuhr sie fort, „…dafür überlässt du mir das Outfit für den nächsten Schultag. Ich suche etwas aus, das vielleicht ein bisschen gewagter ist als das, was du normalerweise tragen würdest. Ein Kompromiss, sozusagen.“
Eva zögerte. Das Foto außer Reichweite ihrer Eltern zu wissen, war eine enorme Erleichterung. Doch Janas Definition von "gewagt" war in den letzten Wochen immer extremer geworden. Dennoch schien es die einzige Möglichkeit zu sein, das peinliche Foto zu sichern. Und ein Kompromiss? Vielleicht würde Jana dieses Mal wirklich Rücksicht nehmen.
Sie warf einen Blick auf Max, der ihnen schweigend zusah, aber zustimmend nickte. Eva atmete tief durch. „In Ordnung“, sagte sie schließlich und schlug in Janas ausgestreckte Hand ein. „Der Deal steht.
Jana grinste. „Keine Sorge! Ich mach dich zum Star der Schule, ohne dass deine Eltern es merken!“ Sie zwinkerte Eva zu.
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